
Ein Stall für die Zukunft
Familie Bigler hat am Standort Bätterkinden BE den ersten «natureline» Stall der Schweiz gebaut: Mit seinem hohen Tierwohlstandard und der Einrichtung zur Reduktion von Ammoniak setzt der Neubau Massstäbe für die Zukunft. Landwirtin Manuela Bigler, die den Betrieb zusammen mit ihrem Bruder und ihrem Vater führt, zeigt den Stall.
Am selben Standort in Bätterkinden stand zuvor ein IP-Suisse-Mastschweinestall, der auch schon einen hohen Tierwohl-Standard mitbrachte. Dennoch gab es Anpassungsbedarf – so entstand die Idee nach einem Neubau. Dafür fuhren Biglers nach Österreich und schauten sich verschiedene Naturline-Schweineställe an. «Für uns war klar: Wir wollten etwas Neues machen», sagt Manuela Bigler, «und einen Stall für die Zukunft bauen.» Die Kosten dafür sind beträchtlich: Rund das Doppelte hat die Familie investiert.

Der Betrieb Bigler
In Moosseedorf BE bewirtschaftet Familie Bigler einen vielseitigen Betrieb: Dazu gehören 120 Holstein-Milchkühe mit Rindern und Kälbern und ein Zuchtsauenstall für 110 Sauen. Der Mastschweinestall steht am Standort Bätterkinden. Kot und Harn der Tiere landen mit weiteren Cosubstraten in der Biogasanlage, die über das Blockheizkraftwerk 550 Haushalte mit Strom und Wärme versorgt. Auf den Ackerflächen wachsen Mais, Getreide, Zuckerrüben sowie Klee-Gras-Mischungen und Luzerne für die Fütterung der Milchkühe und der Aufzucht. Biglers sind sehr technikaffin und haben viel in Digitalisierung und Automatisierung investiert: Im Milchviehstall helfen ihnen die Melk-, Mist- und Fütterungsroboter. Der im Jahr 2023 erbaute Mastsauenstall ist ein sogenannter «natureline» Stall, den ein besonders hoher Tierwohlstandard und die Massnahmen zur Ammoniakreduktion auszeichnen.
Mensch bleibt unentbehrlich
Die automatisierte Fütterung, Entmistung und Einstreu reduziert die Arbeitsbelastung und spart Zeit. Was machen Biglers in der frei gewordenen Zeit? «Einen Teil davon verbringen wir nach wie vor im Stall», sagt Manuela Bigler. «Wir kontrollieren alle Buchten, beobachten die Tiere und sehen so, wenn in einer Gruppe etwas nicht stimmt oder ein Tier krank ist.» Dafür sei jetzt mehr Zeit – vorher sei man stark mit dem Misten absorbiert gewesen. Darüber hinaus haben sie nun mehr Zeit für andere Arbeiten auf dem vielseitigen Betrieb. Kameras im Stall und die Überwachung der Fütterungsanlage am Computer unterstützen sie.
«Man muss Freude an der Technik mitbringen», sagt Manuela Bigler. Klar sei aber auch, dass die Investition die Anstellung einer Person einspart. «Ausserdem arbeitet die Anlage Tag und Nacht und hat keine Ferien.» Aber man müsse auch sagen: «Die Technik ist immer nur gut, wenn sie läuft und wenn man sie gut betreut.» Läuft sie mal nicht, kommt schnell sehr viel Arbeit dazu.
Dennoch gebe es nach wie vor Bereiche, in denen Menschen unersetzbar seien. «Es braucht jeden Tag jemanden mit geschultem Auge im Stall», sagt Manuela Bigler. «Nur wir können das Verhalten einschätzen und ein krankes Tier erkennen.» Auch im Zuchtsauenstall sieht sie die Grenzen der Technik, vor allem wegen der Ferkel: Arbeiten wie impfen, kastrieren oder Zähne schleifen sowie alle Arbeiten rund um die Geburt und deren Überwachung könne keine Maschine ausführen.

Für mehr Tierwohl
Die Schweine können mit der Einstreu spielen, das Futter in die Tröge riegeln, sich am Tageslicht aufhalten oder drinnen schlafen. Der Vollholzstall hält im Winter warm und im Sommer kühl – zusätzlich gibt es eine Wasserkühlung sowie Schattennetze.