
Dank Melkroboter
mehr Zeit für anderes
Rueun ist ein Bündner Ort in der Surselva auf 788 Meter über Meer. Selbst hier werden die Landwirtschaftsbetriebe immer weniger, die verbleibenden dafür immer grösser. Mitunter ein Grund, weshalb sich die Landwirte immer mehr auf moderne, digitale Landwirtschaft setzen.
Der Hof der Familie Cadalbert-Knecht liegt direkt an der Hauptstrasse, welche nach Disentis/Mustér führt. Über den Lukmanier kommt man Richtung Süden Richtung ins Tessin, über den Oberalppass Richtung Westen nach Andermatt. Der Betrieb mit 40 Milchkühen befindet sich in der Talebene, wo unweit des Stalles der Rhein vorbeifliesst. Begrüsst wird man vom Hofhund Poldi, der mit heiserer Stimme die Familie auf den Besuch aufmerksam macht.

Eine Familie im
Brown Swiss Fieber
Die Familie Cadalbert, das sind Arno und seine Frau Isabelle, sowie die beiden Jungerwachsenen Kinder, Tochter Vivien und Sohn Tim. Die beiden Kinder sind nicht nur mitten in der Landwirtschaft der Eltern aufgewachsen, sie sind tief damit verbunden. Sie alle tragen den Brown-Swiss-Virus in sich. Gemeint ist keine Krankheit, sondern eine braune Milchkuhrasse. Arno absolvierte nach der Schule zuerst eine Ausbildung zum Landmaschinen-Mechaniker. Das kommt ihm auch als Landwirt immer wieder zugute. Im Jahr 2013 erbauten sie das neue Wohnhaus direkt neben dem Stall. Das alte Wohnhaus befand sich mitten im Dorf. Früher befand sich der Betrieb von Arnos Eltern auch dort. Nach dem Bau des neuen Wohnhauses, erweiterten sie den Viehstall und stellten auf Freilauf Haltung um. Zeitgleich nahm der Melkroboter seine Arbeit auf. Neu bestimmen die Kühe selbst, wann es Zeit zum Melken ist.
Der Melkroboter,
der pausenlose Mitarbeiter
Das Tor schwenkt zur Seite, die Hydraulik zischt leise. Zielstrebig schreitet die Kuh ein und steckt die Nase in die Futterstation. Dort erhält sie die auf ihre Leistung zugeschnittene Menge Kraftfutter. Der Melkroboter erkennt die Kuh am Sensor an ihrem Halsband. Mit einer ruhigen Bewegung fährt der Roboter den Arm aus der Ruheposition. Mit einem roten Lichtpunkt sucht er nach den Zitzen, reinigt sie, stimuliert sie und löst damit den Milchfluss aus. Schliesslich hängt er einzeln die Zitzenbecher an. Bald ertönt ein rhythmisches Geräusch: Der Roboter melkt. Danach besprüht er die Zitzen mit einem Desinfektionsmittel und entlässt die Kuh zurück in den Stall.
Dieser «Mitarbeiter» arbeitet 24 Stunden an 7 Tagen, braucht keine freien Wochenenden oder Ferien. Obwohl der Melkroboter täglich unermüdlich arbeitet und von Kühen umgeben ist, funktioniert dieser seit über zehn Jahren einwandfrei. Seit der Anschaffung des Melkroboters bleibt der Familie viel mehr Zeit für all die anderen Arbeiten auf und um den Betrieb. Die Stallzeit besteht nach wie vor, jedoch fällt die fixe Melkzeit weg. Entsprechend ist der Melkroboter eine grosse Arbeitserleichterung.

Rund um versorgt
Der Melkroboter, die Mistanlage wie auch der Futterautomat sind eine Bereicherung auf dem Betrieb. Sie nehmen der Familie Arbeiten ab, die sehr viel Zeit in Anspruch nehmen. Zudem sind die Kühe rund um die Uhr bestens versorgt.

Olympia, mit ihr hat alles begonnen
Schon der Vater von Arno war begeisterter Brown Swiss Züchter und präsentierte seine Tiere gerne an den regionalen Ausstellungen. Die Kuh Olympia steht heute noch im Stall. Sie kam am 10.10.2015, damals noch im alten Stall zur Welt. 32 Embryonen wurden ihr entnommen, auch das ist bei super Kühen heute möglich. Die Vermehrungsrate und damit den Zuchtfortschritt lässt sich so beschleunigen. Doch Olympia ist bei weitem nicht die einzige leistungsstarke Kuh im Stall. Eine Zeit lang, standen ein paar wenige Holsteiner Kühe von Arnos Bruder im Stall, doch das Herz der Familie schlägt für das Braunvieh. Und so stehen heute ausschliesslich Tiere der Rasse Brown Swiss auf ihrem Betrieb. Mit gehen sie an Viehschauen und gewinnen immer wieder Preise. Der Betrieb produziert alles Futter für die 40 Milchkühe und 50 Stück Jungvieh selbst. Ein kleiner Teil der Tiere geht in den Sommermonaten auf die Alp. Die restlichen verbringen das ganze Jahr auf dem Heimbetrieb. Sie liefern die wertvolle Milch, welche jeden zweiten Tag mit dem Tanklastwagen auf dem Hof abgeholt wird. Sie haben die Freiheit, jederzeit auf die Weide zu gehen, oder sich vom Melkroboter melken zu lassen. Zudem geniessen sie den kühlen Stall in den heissen Sommermonaten.
Das Lohnunternehmen als zweites Standbein
Bereits bevor Arno den Landwirtschaftsbetrieb seiner Eltern übernommen hat, fing er im Jahr 2002 an als Lohnunternehmer sich ein weiteres Standbein zu sichern. Auch beim Lohnunternehmen ist die ganze Familie involviert. Inzwischen führt er für andere Bauernbetriebe eine ganze Reihe von Arbeiten aus und hier helfen ein Neffe und ein bis zwei Aushilfen aus. Arno fährt und hält die Ausrüstung im Schuss, Isabelle schreibt die Rechnungen, wobei sie früher ebenfalls auf einem der Traktoren sass und die Siloballen in Folie wickelte, und Tochter Vivien nimmt die Buchungen entgegen.
Nicht nur die Kühe haben bei den Cadalberts einen rundum Service. Maschinen und Zubehör stehen in tadellosem Zustand in den Remisen und werden in der Werkstatt von Arno fachmännisch geschmiert und gepflegt.
