Marius Frei auf einem Feld vor seinem Betrieb.
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Der smarte Helfer auf dem Acker

Auf dem Betrieb von Marius Frei ist der Feldroboter «Farmdroid» für die Aussaat der Zuckerrüben und das Jäten der Felder zuständig. Der Thurgauer Landwirt setzt den solarbetriebenen Roboter aber nicht nur auf dem eigenen Hof ein, sondern berät auch Berufskolleginnen und -kollegen in der ganzen Schweiz zum Einsatz dieser Technologie.

Im thurgauischen Warth führt Marius Frei mit seiner Familie einen gemischten Landwirtschaftsbetrieb. Auf 43 ha wachsen Zuckerrüben, Kartoffeln, Bohnen, Mais, Weizen und Kunstwiesen. Rund 100 Weiderinder verwerten das Futter. Dass Marius Frei eine Affinität für Technik hat, fällt beim Betriebsbesuch schnell auf. Im Ackerbau setzt er auf Traktoren mit GPS-Lenkung. «Durch die automatische Spurführung kann ich mich auf andere Dinge konzentrieren, wie Kundentelefonate oder Einstellungen der Erntemaschine», erklärt er. Für den Anbau der Zuckerrüben kommt eine weitere moderne Maschine zum Einsatz: Der Feldroboter Farmdroid. Und im Stall übernimmt ein Fütterungsroboter das Mischen und Vorlegen des Futters. Der gezielte Einsatz dieser Technologien und eine rationelle Betriebsführung erlauben es, monotone oder anstrengende Arbeit einzusparen und die Zeit anderweitig einzusetzen. Marius Frei arbeitet ungefähr 50% auf dem Hof. Unterstützung erhält er dabei von seiner Familie und während Arbeitsspitzen von Aushilfskräften.  

Marius Frei und der Feldroboter «Farmdroid».

Vom Landwirt zum Technik-Experten

Marius Frei hat beruflich einige Stationen durchlaufen. Nach abgeschlossener Landwirtschaftslehre absolvierte er die Weiterbildung zum Agrotechniker. Im Anschluss war er während neun Jahren beim Berner Landtechnikhändler Matra tätig. Dort kam er erstmals mit automatischen Lenksystemen in Berührung und konnte deren Entwicklung hautnah miterleben. «Das war schon etwas ganz Besonderes, als die ersten Traktoren wie von Geisterhand gesteuert über die Schweizer Felder fuhren», erzählt er rückblickend. «Die Technologie war zu dieser Zeit aber noch unglaublich teuer. Und heute, 20 Jahre später, ist sie hier in den Ackerbaugebieten fast schon Standard.» Im Anschluss hatte Marius Frei im Rahmen eines Praktikums die Möglichkeit, bei der Firma Leica in Australien selbst an der Entwicklung von Lenksystemen mitzuarbeiten.

Lenzberg Precision Farming

Nach der Rückkehr in die Schweiz stieg die Nachfrage nach Lenksystemen auch hier weiter an. Fachwissen und gute Kontakte waren gefragt. So entstand die Handelsfirma Lenzberg Precision Farming, die heute neben dem Landwirtschaftsbetrieb das zweite Standbein von Marius Frei ist. 2020 kam zum Verkauf der Lenksysteme noch der Feldroboter Farmdroid hinzu. Der Kontakt zum dänischen Hersteller entstand an einer Messe in Deutschland und die ersten Versuche auf dem eigenen Betrieb überzeugten. Mittlerweile sind acht dieser Maschinen auf Schweizer Äckern unterwegs. Import, Vertrieb, Beratung, sowie den Support nach dem Verkauf – all das übernimmt Marius Frei bis heute selbst. Das mache die Arbeit sehr abwechslungsreich und spannend, brauche aber auch viel Koordination. Besonders im Frühling und im Herbst, wenn sowohl auf dem Landwirtschaftsbetrieb wie auch im Kundendienst Hochsaison herrscht. «Das ist aber mit der Familie so abgestimmt», sagt er und lächelt. «Dafür liegt im Winter und Sommer auch mal eine Woche Ferien drin.»

Der Feldroboter «Farmdroid».
Der Feldroboter «Farmdroid».

Der Farmdroid

Feldroboter gibt es in verschiedenen Varianten, die auf unterschiedliche Bedürfnisse ausgerichtet sind. Der Farmdroid ist primär für den biologischen Zuckerrübenanbau konzipiert. Aber auch bei Kräutern, Raps oder Zwiebeln kann die Maschine eingesetzt werden. Weil Zuckerrüben sehr langsam wachsen, können sich Unkräuter in der Anfangsphase gut verbreiten. Da im Biolandbau der Einsatz von Herbiziden verboten ist, bedeutet das nach wie vor viel Handarbeit. Richtig eingesetzt kann der Farmdroid diesen Aufwand mindestens halbieren. Die Maschine ist GPS-gesteuert und läuft vollständig solarbetrieben. Bisher kommt der Roboter in der Schweiz ausschliesslich auf Biobetrieben zum Einsatz, aber grundsätzlich bietet er auch Lösungen für die konventionelle Landwirtschaft. Mittlerweile kann der Roboter Pflanzenschutzmittel punktgenau ausbringen, wodurch sich der Mitteleinsatz um etwa 90% reduziert. Das geringe Gewicht des Roboters schont ausserdem den Boden.

Langsam aber genau

Der Einsatz einer neuen Technologie bedeute immer einen gewissen Anfangsaufwand, meint Marius Frei. «Grundsätzlich ist der Farmdroid aber relativ einfach gebaut, was eine intuitive Bedienung ermöglicht.» Er erklärt, wie der Einsatz abläuft: «Zuerst gebe ich die Eckpunkte des Feldes ein. Diese bilden quasi einen virtuellen Zaun. Der Roboter berechnet daraus selbständig den optimalen Fahrtweg. Anschliessend bestimme ich den gewünschten Saatabstand und fülle das Saatgut ein.» Für den Landwirten ist die Arbeit damit im Grunde abgeschlossen. Der Farmdroid fährt das Feld gemäss seinem Plan ab und sät die Zuckerrüben aus. Mit 1 km/h ist er dabei relativ gemütlich unterwegs. Einige Wochen später, wenn neben den jungen Rüben auch die ersten Unkräuter wachsen, kommt die zweite Funktion des Farmdroids zum Einsatz: das Jäten. Da sich der Roboter bei der Aussaat die exakte Position jeder Pflanze gemerkt hat, kann er auf 7-8 mm genau jäten. Der Roboter entfernt also alle übrigen Pflanzen mechanisch, ohne die Zuckerrüben zu beschädigen.

Der Feldroboter «Farmdroid».

Präzis und ressourcenschonend

Feldroboter leisten in mehrerlei Hinsicht einen Beitrag zur Nachhaltigkeit: Sie reduzieren den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, schonen durch das geringe Eigengewicht den Boden, und verbrauchen dank Solarantrieb kaum fossile Energie.


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