Thomas Meier

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Ein schönes Kälberleben

Die Mastkälber stehen im Zentrum des Bergbauernhofs von Thomas Meier. Dem Landwirt ist es wichtig, dass sie ein gutes Leben haben: Sie geniessen den Auslauf, die frische Luft sowie die frische Milch und werden  unter dem Label «Bündner Puurachalb» vermarktet.

Rund zehn Mastkälber mit grauem, braunem oder dunklem Fell schauen neugierig durch das Fressgitter und springen gleich darauf übermütig herum, als vom Heuboden frisches Stroh in ihr Stallabteil hinunterfällt.  Breite Plastikbahnen hängen in der Tür nach draussen auf die «Terrasse». Sie halten den Wind ab, aber die Kälber können jederzeit raus: die Sonne und die Aussicht ins Tal hinunter geniessen.

Ein Laufstall fürs Tierwohl

Mastkälber haben auf dem «Chrüzhof» oberhalb von Pany GR Tradition. Schon Thomas Meiers Eltern hatten welche gehalten. «Noch im alten Stall», erzählt der Landwirt. 1999 hat er den Betrieb übernommen, 2006 liess er einen neuen Stall bauen. «Für uns war damals schon klar, dass es einen Laufstall sein wird», sagt der 58-jährige, der den Betrieb in einigen Jahren an seinen Sohn übergeben wird. «Fürs Tierwohl ist es besser,  wenn die Tiere frei herumlaufen können.»

Leidenschaft für Brown Swiss

Im Stall stehen 12 Kühe, dazu Aufzuchttiere, alle der Rasse Brown Swiss. Der begeisterte Züchter schätzt an dieser Rasse, dass sie einfach zu handhaben sei. «Wenn man sich etwas mit ihnen beschäftigt, kennen sie einen auch im Herbst noch gut, wenn sie von der Alp kommen», erzählt er. Die Kälber der Kühe sind entweder reine Brown Swiss Kälber für die Nachzucht oder sie haben Väter von Mastrassen – Angus, Limousin oder Simmental – und setzen entsprechend mehr Fleisch an. Dieses wird unter dem Label «Bündner Puurachalb» verkauft.

Das «Bündner Puurachalb»

Der Bündner Kälbermästerverband und die lokale Metzgerei Mark riefen vor rund drei Jahren das Projekt «Bündner Puurachalb» ins Leben. Denn im Bündnerland verbringen viele Kühe den Sommer auf den Alpen und kalben daher tendenziell im Winterhalbjahr ab. Metzgereien aber schätzen es, wenn Kalbfleisch kontinuierlich angeliefert wird. Dieses «gehäufte» Kalbfleisch im Winter soll nun als «Bündner Puurachalb» Absatz finden. Grundlage für das Label ist die Haltung nach IP-Suisse, das heisst: «Die Kälber haben ein gutes Leben bei uns, sie trinken frische Milch, fressen gutes Heu, können jederzeit raus, liegen weich im Stroh, sind mit Artgenossen zusammen», zählt Thomas Meier auf. Der Transportweg zur Schlachterei ist kurz.

Die Gastronomie als Hürde

Seit der Gründung von «Bündner Puurachalb» sind weitere Metzgereien und Betriebe dazugekommen. Allerdings stockt der Absatz. Thomas Meier nimmt insbesondere die Gastronomie in die Pflicht. «Hotels und Restaurants sind sehr preissensibel – oft sind unsere Kalbsbratwürste von in der Region aufgewachsenen Kälbern zu teuer. Dabei liesse sich das entsprechend vermarkten.» Rund sechs Kälber können pro Woche als «Bündner Puurachalb» vermarktet werden – der Rest geht weiterhin in den weiter entfernten Schlachthof. «Auch wenn die Kälber genau gleich leben», betont Thomas Meier. «Den Kälbern geht es als ’Bündner Puurachalb’ besser – und mir auch», fügt er hinzu. Für die Vermarktung unter dem Label gibt es einen Preiszuschlag.

Der «Durst» muss stimmen

Rund 30 Mastkälber zieht Thomas Meier im Jahr auf. Knapp die Hälfte davon von eigenen Kühen, den Rest kauft er zu. Es ist ein sorgfältig austariertes System – ideal ist, wenn die Kälber die gesamte Milch der Kühe in einem Tag trinken. Gibt es zu wenig Milch, kann Thomas Meier mit Milchpulver aushelfen. «Aber ich finde es besser, wenn sie frische Kuhmilch trinken können», sagt er. Abends kontrolliert Thomas Meier am Computer, ob alle Kälber genug getrunken haben. Jede Gruppe hat Zugang zu einem «Milchautomat», der die Kälber an einem Transponder am Halsband erkennt. «Die Milchmenge variiert je nach Alter und Gewicht», erklärt der Landwirt.

Rosa statt weiss

Hat eines der Kälber zu wenig Milch getrunken, kümmert sich Thomas Meier sofort darum. «Da muss man wirklich schnell reagieren», sagt er. Zu wenig trinken deutet darauf hin, dass mit dem Kalb etwas nicht stimmt. Das kann ein Husten sein oder ein leichtes Fieber. «Aber insgesamt sind die Kälber deutlich gesünder als früher», erzählt er. «Sie fressen von Beginn weg Heu, das stabilisiert ihren Pansen.» Der Landwirt spielt auf das weisse Kalbfleisch an, das man früher schätzte. Die Kälber blieben ganztägig drinnen und tranken nur Milch.

Vertrauen aufbauen

Im Winter arbeitet Thomas Meier tagsüber als Skilehrer. Morgens und abends nimmt er sich Zeit für die Tiere, spricht mit ihnen, streichelt sie. «Das ist wichtig, besonders im Laufstall», sagt er. Dabei fällt ihm auf, ob eine Kuh stierig ist, ob es zu Rangeleien gekommen ist oder ob ein Tier nicht ganz gesund ist. «Es ist wichtig, sich täglich mehrmals bewusst Zeit für die Tiere zu nehmen», sagt er. Der Sohn nehme die Kälber auch ans Halfter und spaziere mit ihnen draussen herum. Das helfe bei Viehschauen – aber auch auf der Alp und besonders, wenn sie im Herbst von der Alp wiederkämen. «Sie sind einfach zutraulicher», erklärt er. Tatsächlich, als er draussen im Auslauf steht, kommen die Kälber nach und nach und wollen gekrault werden.

Hofportrait

Bewirtschafter
Thomas Meier

Ort
Pany (GR)

Fläche
37 ha landwirtschaftliche Nutzfläche

Betriebszweige
Kälbermast

Tiere
Milchkühe, Rinder, Kälber

Webseite
www.chruezhof-pany.ch

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