Biodiversität

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Biodiversität: Gemeinsam viel erreichen

Immer weniger Insekten, Vögel und andere Wildtiere oder aussterbende Pflanzenarten – die biologische Vielfalt schwindet. Alle können etwas dagegen tun und schon kleine Dinge bewirken viel. Die Landwirtschaft engagiert sich ebenfalls, denn sie ist besonders stark auf Insekten als Mitarbeitende angewiesen.

Das Artensterben hat zahlreiche Ursachen. Ein Hauptgrund ist, dass das menschliche Wirken die natürlichen Lebensräume in Beschlag nimmt. Sei es, indem wir grosse Teile zubauen, Flüsse begradigen und Feuchtgebiete trockenlegen oder intensive Landwirtschaft betreiben. Doch alle und speziell die Landwirtschaft sind auf die Vielfalt der Natur angewiesen. Sie spielt eine wichtige Rolle beim Bestäuben von Nutzpflanzen durch Bienen und Insekten. Verschiedenste Nützlinge helfen dabei, Schädlinge in Schach zu halten. Aus diesem Grund hat vor einigen Jahren ein Umdenken stattgefunden. Die Förderung der Biodiversität ist heute eine Voraussetzung, um Direktzahlungen zu erhalten. Jeder Bauernhof muss heute 7 Prozent seines Landes für die Förderung der natürlichen Vielfalt einsetzen. Effektiv ist es auf freiwilliger Basis 19 Prozent. Das entspricht 192’000 Hektaren oder ungefähr der Grösse des Kantons St. Gallen.

Was die Landwirtschaft tut

Diese 19 Prozent setzen sich aus unterschiedlichen Elementen zusammen: Extensive, blumenreiche Wiesen, Hecken, Hochstammbäume, Stein- oder Asthaufen, Brachflächen, um einige Beispiele zu nennen. Jedes davon bietet unterschiedlichen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum und/oder Nahrung. Weitere Informationen verschiedenen Elementen der Biodiversitätsförderung auf den Bauernhöfen sind hier zu finden. Idealerweise sind die verschiedenen Elemente miteinander vernetzt, so dass sich die Wildtiere bewegen können. Bei über drei Viertel der heutigen Biodiversitätsförderflächen in der Landwirtschaft ist das der Fall. Auf den produktiven Flächen können die Bauernfamilien die Wildtiere ebenfalls schonen: Optimierte Mähtechnik, reduzierter Pflanzenschutzmitteleinsatz oder alternative Behandlungs- und Anbaumethoden. Dabei gilt das Optimum für eine nachhaltige Lebensmittelproduktion zu finden.

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Bauernhof und Biodiversität

Landwirtin Petra Schmid vom Hübstelhof erklärt, wie Biodiversität auf ihrem Betrieb konkret umgesetzt wird.

Biodiversität – wie gut kennst du dich aus?

Die Biodiversität erbringt Leistungen für die Landwirtschaft: Sie sorgt für eine gesunde, widerstandsfähige Umwelt sowie Lebensraum und Nah-rung für Nützlinge und Bestäuberinsekten. Wie gut kennst du dich aus? Mach das Quiz!

Biodiversitäts-Quiz

Biodiversität geht alle an

Jeder noch so kleine Garten, ja sogar ein Balkon, kann die Vielfalt der Natur fördern. Hier einige Tipps:

Lass das Gras stehen

Das Gras in einem Teil des Gartens stehen lassen und es nur ein- oder zweimal im Jahr mähen. Eine spezielle Mischung mit vielen einheimischen Blütenpflanzen ist für Insekten besonders wertvoll.

Hecken im Winter schneiden

Hecken aus einheimischen Sträuchern pflanzen und diese im Winter schneiden. Dann sind keine Vögel am Nisten.

Lebensraum schaffen

Mit Ast-, Blätter-, Steinhaufen oder einer losen Steinmauer Lebensraum für Kleintiere wie Igel oder Eidechsen schaffen.

Einen Teich anlegen

Einen kleinen Teich oder eine andere Wasserstelle schätzen Vögel und Insekten.

Hotel bauen

Ein Insektenhotel oder ein Vogelhäuschen stellen zusätzliche Gelegenheiten fürs «Nisten» bereit.

Durchschlupf im Garten

Dank einem Durchschlupf am Boden in Gartenmauern können Kleintiere auf das Grundstück gelangen und es wieder verlassen.

Kein Pflanzenschutzmittel

Keine Unkraut- oder Pflanzenschutzmittel verwenden. Wenn es unvermeidbar ist, dann biologische Mittel einsetzen. Besondere Vorsicht bei Mitteln zur Schnecken- oder Ameisenbekämpfung walten lassen: Diese sind meist sehr giftig!

Keine Beleuchtung

Den Garten in der Nacht nicht beleuchten, das schont nachtaktive Fluginsekten.

Einheimische Pflanzen

Im Garten nur einheimische Pflanzen wachsen lassen. Die Pflanzung von seltenen Obst-, Beeren- oder Gemüsesorten sichert deren Überleben.

Liegen lassen

Es nicht mit Aufräumen übertreiben: Verblühte Blüten, verholzte Pflanzenteile und sich zersetzende Blätter bieten Nahrung und Lebensraum für viele Insekten und andere Kleintiere.

Im Abfall entsorgen

Eingeschleppte Pflanzen wie Goldrute oder den japanischen Staudenknöterich bekämpfen, welche die einheimische Flora verdrängen. Im Abfall, nicht auf dem Kompost, entsorgen!

Katze mit Glocke

In der Schweiz leben 1.72 Millionen Katzen. Sie fangen nicht nur die schädlichen Feldmäuse, sondern auch Vögel, Blindschleichen, Eidechsen, Spitzmäuse, u.ä. Wer seine Katze mit einer Glocke ausstattet, gibt den Vögeln und anderen Tieren die Chance, sich in Sicherheit zu bringen.

Weitere Tipps

Auch wer keine Landwirtschaft betreibt oder Garten hat, kann einen Beitrag leisten. Mit dem Kauf von saisonalen Lebensmitteln aus der Schweiz unterstützt man das Engagement der einheimischen Bauernfamilien für die Biodiversität. Die Wirkung ist umso besser, je mehr Labelprodukte darunter sind. Denn Labelbetriebe engagieren sich überdurchschnittlich für die Biodiversität. Auch Süssmost von Hochstammbäumen trinken hilft. Und schliesslich gibt es Vereine, die sich für den Artenschutz einsetzen, bei denen man Mitglied werden oder Geld spenden kann.

Mähfreier Mai – Mit Nichtstun Insekten retten!

Im Gras finden Wildbienen und andere Insekten Nahrung und Lebensraum. Dieser ist jedoch bedroht, wird der Rasen ständig kurzgehalten.

Insekten übernehmen viele Aufgaben, die uns zugutekommen. Sie bestäuben unsere Nutzpflanzen. Sie zersetzen organische Abfälle. Sie tragen zur Bodenfruchtbarkeit bei. Und sie sind Teil der Nahrungskette – zum Beispiel von Vögeln.

Dafür brauchen Insekten jedoch Ruhe, Schutz und Nahrung. Das finden sie insbesondere auch in Hausgärten. Deshalb kann jede und jeder etwas tun: Das Gras im Mai einfach mal stehen lassen!

Und generell gilt: Rasenflächen von der Mitte her mähen, damit die Insekten in noch ungemähtes Gras flüchten können. Ausserdem: Bei jedem Mähen einen Teil, insbesondere mit blühenden Pflanzen, stehen lassen.

Wertvolles Chaos

Buntbrachen sind mehrjährige Flächen oder Streifen auf dem Ackerland, die mit einheimischen Wildkräutern angesät wurden. Für ungeübte Augen können diese Flächen als chaotisch oder ungepflegt daherkommen. Es steckt jedoch viel Arbeit von uns Bäuerinnen und Bauern dahinter, damit diese Buntbrache langfristig die Biodiversität fördern kann. Wir säen eine Mischung aus, die seltene einheimische Wildblumen und -kräuter wie Leindotter oder das Ackerlöwenmäulchen enthält. Die Brache bleibt 2 bis 8 Jahre auf dem Feld. Dabei müssen wir regelmässig die Fläche begutachten und Problemunkräuter wie die Ackerkratzdistel oder die Quecke möglichst schnell von Hand beseitigen, damit sie nicht Überhand nehmen. Feldhasen, Feldlerchen und verschiedene Insekten- und Vogelarten fühlen sich in der Brache wohl.

Der grüne Windschutz

Hecken sind eine der artenreichsten Lebensräume in unserer Kulturlandschaft. Sie bieten Wildtieren wie Rotwild, Füchsen oder Dachsen Deckung und Schutz vor Gefahren und ein wertvoller Überwinterungsort. Ausserdem bieten sie mit verschiedenen Beeren, Nüssen, Blättern und so weiter ein reiches Nahrungsangebot für Vögel und Insekten, was wiederum die grösseren Wildtiere anlockt. Für uns dienen Hecken wunderbar zur natürlichen Abgrenzung von Parzellen, als Windschutz für Kulturen oder als Vernetzungselement zwischen verschiedenen Biodiversitätsförderflächen. Wir Bäuerinnen und Bauern schneiden regelmässig schnellwachsende Büsche zurück, um eine gewisse Vielfalt aufrecht zu halten.

Spät gemäht zum Schutz der Tiere

Extensivwiesen sind ungedüngte Wiesen an trockenen oder feuchten Standorten. Sie bieten einen wichtigen Lebensraum für viele Pflanzen- und Tierarten wie Orchideen, Enziane, Spinnen, Käfer, Eidechsen, Blindschleichen oder Heuschrecken. Durch den Verzicht auf Düngung wird die Pflanzenvielfalt gefördert. Wir schneiden diese Wiesen extra spät, erst ab Mitte Juni. So ermöglichen wir den Tierarten, sich fortzupflanzen. Beim Mähen achten wir darauf, dass wir von innen nach aussen mähen, damit die Tiere entweichen können. Und bei jedem Schritt lassen wir fünf bis zehn Prozent stehen, damit sich Tiere zurückziehen können. Das Heu ist raufaserreich und gut geeignet für Pferde und Schafe.

Die Schweiz blüht

Hannah und Marcel von Ballmoos-Hofer erzählen, wie sie die Produktion von Nahrungsmitteln und die Förderung der Biodiversität auf ihrem Betrieb vereinen.

Familie von Ballmoos

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