Jonas Ruprecht

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Mit Milch kann man nur Geld verdienen, wenn man die Kosten im Griff hat

Der Milchpreis ist nicht fair: Das hört man seit Jahren. Woran liegt das eigentlich? Der Junglandwirt Jonas Ruprecht bewirtschaftet mit seinem Bruder in Laupen BE einen grossen Hof mit Milchvieh und Ackerbau.

Der Roboter melkt die Kühe

Im Stall ist es ruhig. Einige Kühe haben ihre Köpfe durch das Fressgitter gestreckt und wühlen mit ihren Nasen im Futter. Dahinter liegen andere mit halbgeschlossenen Augen wiederkäuend in den Liegeboxen. Ein Zischen und das rhythmische Geräusch zeigen an, dass der Roboter gerade eine Kuh melkt.

«In unserem Stall kann die Kuh fressen und zum Melken gehen, wann immer sie will», erklärt Jonas Ruprecht. Geht eine Kuh sehr lange Zeit nicht zum Melken, sieht der Landwirt das auf einer App auf dem Smartphone. Anhand eines Transponders am Halsband erkennen die Roboter die Kuh. «Durch den Melkroboter ist es im Stall viel ruhiger als früher.» Damals standen die Kühe zweimal täglich vor dem Melkstand an.

Die Roboter nehmen einem aber nicht alle Arbeit ab. «Sie verschaffen uns Flexibilität für andere Aufgaben, aber wir verbringen dennoch viel Zeit im Stall. Ich habe den Eindruck, dass wir fast mehr auf die Kühe schauen als früher bei zweimal fünf Minuten pro Tag und Kuh im Melkstand.» Diese visuelle Beobachtung sei sehr wichtig. Die automatisierten Arbeiten ermöglichen aber auch, dass am Wochenende eine Person allein den Stall machen kann. Das teilen sich Jonas, sein Bruder Aaron und der Angestellte – so hat jeder jeden dritten Sonntag Stalldienst.

Der Stall

Die Eltern Ruprecht waren 1993 an den Rand von Laupen ausgesiedelt und hatten dort einen Stall für 40 Milchkühe und Melkstand gebaut. Später stockten sie auf 60 Kühe auf. Dazu hielten sie noch Schweine. Als Jonas 2010 und Aaron 2013 in die Generationengemeinschaft einstiegen, war das mittelfristige Ziel, drei Familien davon ernähren zu können. 2015 investierten sie in zwei Melkroboter, erweiterten den Laufstall auf 116 Liegeboxen für Milchkühe, bauten eine grosse Abkalbebox und nutzten einen Bereich des alten Laufstalls für die Jungtiere um.

Der autonome Mistroboter gleicht einem Staubsauger-Roboter und fährt drei definierte Routen ab, ist jeweils 50 Minuten unterwegs und macht 17 Runden pro Tag. «Für uns war die Zeitersparnis wichtig», erzählt Jonas Ruprecht, «denn für die grosse Fläche mussten wir sowieso eine Maschine haben. Da war ein Mistroboter wirtschaftlicher, als wenn wir mit dem Hoflader misten.»

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Milch in drei Kategorien

Ruprechts liefern die Milch seit vielen Jahren an die Emmi. Jeweils Ende Jahr melden sie, wie viel Milch sie im nächsten Jahr zu melken gedenken. Milch wird in drei Preiskategorien abgenommen. Für A-Milch wird am meisten bezahlt. Diesen Preis legt die Branchenorganisation Milch quartalsweise fest. Für B-Milch wird etwas weniger bezahlt. Dieser Preis schwankt, weil er an den Weltmarkt gebunden ist. Am wenigsten wird für C-Milch bezahlt. «Wir können jeweils zwei Drittel der monatlichen Milchmenge zum A-Preis und einen Drittel zum B-Preis verkaufen», erklärt Jonas Ruprecht.

Milchpreis und Stundenlohn

Konkret lösen Ruprechts etwa 70 Rappen pro Kilo Milch aus der Milchwirtschaft, dazu gehören der Verkauf der Milch, die Direktzahlungen und allfällige verkaufte Tiere. Davon geht ein Drittel weg für Futter und ein Drittel für Maschinen, Geräte und ausgelagerte Arbeiten. Aus dem letzten Drittel müssen die Tierärztin, Löhne, Pachten und Gebäude bezahlt werden. Die Brüder haben vor einiger Zeit interessehalber ihren Stundenlohn ausgerechnet. «Im Moment liegt unser Stundenlohn bei 15 bis 20 Franken. Da ist definitiv noch Luft nach oben», erklärt Jonas Ruprecht.

Der Unterschied zwischen Milch und Schrauben

Das «Milchpreis-Problem» zeigt das Problem aller landwirtschaftlichen Produkte. «Es wird nämlich vom Verkaufspreis zurückgerechnet», erklärt Jonas Ruprecht. Zum Beispiel in der Schrauben-Produktion funktioniere es andersrum: Hier werden die Kosten des Rohstoffs berechnet, dazu die Arbeit, die Abschreibungen der Maschinen. Daraus erfolgt der Preis. Dieser deckt also die Rohstoff-, Arbeits- und Maschinenkosten, stark vereinfacht gesagt. Bei der Milch (sowie bei allen anderen landwirtschaftlichen Produkten) wird festgelegt, wie viel die Milch im Laden kosten darf, zum Beispiel ein Liter Vollmilch 1.50 Franken pro Liter. Ab hier wird zurückgerechnet – es gehen also Kosten für den Laden, die Marge, für die Verarbeitung weg und was am Ende bleibt, erhält der Produzent oder die Produzentin. «Der Handel schiebt immer Konsumentinnen und Konsumenten vor, der Liter dürfe nicht mehr kosten, sonst würde keine Milch mehr gekauft», erklärt Jonas Ruprecht. Dass so etwas nicht kostendeckend sein könne, sei doch verständlich. Deshalb heisst es für Milchbetriebe: rechnen, rechnen, rechnen. «Wir rechnen auch viel», bestätigt der Landwirt. Im Prinzip könne man mit Milchproduktion nur Geld verdienen, wenn man die Kosten im Griff habe.

Kosten senken

Im Zentrum von Ruprechts Überlegungen steht die Frage: Wo können wir unsere Arbeitszeit am gewinnbringendsten einsetzen? Die Antwort ist: in der Milchviehhaltung, bei der Qualitätskontrolle und in der Werkstatt. Arbeitsschritte, bei denen ihre Anwesenheit weniger relevant ist, lagern sie aus. So kommt für die Kartoffelernte ein Lohnunternehmer mit Traktor und Erntemaschine, während jemand von ihnen für die Qualitätskontrolle auf der Maschine sitzt. «Die Zeit, die wir im Stall oder bei anderen Arbeiten verbringen ist wichtiger als beim Kartoffeln ernten selbst den Traktor zu fahren.» So müsse man sich nicht darum kümmern, dass die Maschine bereit und gewartet sei, sondern könne nur zum Telefon greifen. Im Grünlandbereich haben Ruprechts das Mähen und Einbringen ausgelagert. Andere Arbeiten machen sie selbst und haben dafür in eine neue Maschine investiert.

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Steinhof Ruprecht

Der Steinhof Ruprecht liegt unterhalb des Schlosses Laupen BE, auf der anderen Seite des Flüsschens Sense. Die beiden Brüder Aaron und Jonas bewirtschaften den Betrieb seit 2015 in Generationengemeinschaft mit ihrer Mutter. Jonas ist zuständig für alles rund ums Milchvieh, die Fütterung und züchterische Entscheidungen, Aaron kümmert sich um den Ackerbau und um den Maschinenpark. Ein Mitarbeiter zu 100% ergänzt das Team. Die Mutter hilft bei der Kartoffelernte und mit Verpflegung oder Kinder hüten. Die Frauen von Jonas und Aaron sind auswärts tätig und helfen auf dem Betrieb mit, wenn es notwendig ist.

Zum Betrieb gehören 90 Hektaren landwirtschaftliche Nutzfläche, auf der Ruprechts 15 ha Kartoffeln, 7 ha Raps, 21 ha Mais und 7 ha Gerste anbauen. Daneben gibt es eine grosse Weide und 28 ha Grasland zur Silofutterproduktion. Im Stall stehen 110 Milchkühe der Rassen Holstein und Red Holstein, sowie entsprechende Aufzuchttiere und Kälber. Jährlich werden 1 Million Kilo Milch gemolken, die von der Emmi abgeholt wird. Rund 12 Prozent der Fläche sind Biodiversitätsförderflächen.

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