Roland Brunner

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So wird Alpkäse hergestellt

Alpkäse wird an den schönsten Plätzen in den Schweizer Bergen hergestellt. Zum Beispiel auf der Alp Heubühlen.

Käsen mit schönster Aussicht

Wer auf der Terrasse der Alphütte Heubühlen-Bohlseite auf 1330 Meter über Meer steht, geniesst den Ausblick. Man sieht auf das 200 Höhenmeter tiefer gelegene Bauerndorf Habkern, erblickt gegenüber die Krete der Harderkette, die sich über die Roteflue bis zum Brienzer Rothorn hinzieht. Im Süden, über dem Harder, erblickt man sogar die Spitze der Jungfrau. In der Alphütte steht Alp-Käser Roland Brunner am kupfernen Käsekessi. Schon früh am Morgen hat er seine 15 gehörnten Swiss-Fleckvieh im Stall gemolken. Jetzt ruhen sie zufrieden auf der Streue und käuen wieder. Nur der Käser hat keine Zeit zum Ruhen, denn heute will er mit der Milch Mutschli produzieren.

So wird aus Milch Käse

Nach dem Frühstück hat Roland die 270 Liter Milch mit Holzfeuer unter dem Kessi auf 32 Grad erwärmt und die Käsekultur und das Lab für Mutschli eingerührt. Anschliessend zieht er das Käsekessi vom Holzfeuer, denn die Temperatur soll sich nicht weiter erhöhen. Nach einer halben Stunde hat sich die Milch eingedickt. Roland schneidet die eingedickte Masse mit der Harfe kreuz und quer, bis sie grobkörnig ist. Danach rührt er sie 10 Minuten von Hand, dann 20 Minuten mit einem elektrischen Rührgerät. Dazwischen erzählt er, dass er schon seinen 30. Alpsommer auf Heubühlen verbringt. Für seine Frau Bernadette, die nebenan Alpbutter knetet, sei es auch schon der 22. Alpsommer.

Was ist Lab?

Lab ist ein Enzym, das aus dem Kälbermagen gewonnen wird. Damit Milch zu Käse wird, muss sie gerinnen. Lab lässt Milch gerinnen, ohne dass sie sauer wird.

Das Käsen hatte der Grossvater im Blut

Er habe schon als kleiner Bub jeden Sommer bei seinem Grossvater auf der Alp verbracht und es genossen, erzählt er, während er die Mutschli-Formen auf der Arbeitsplattform bereitstellt. „Grossvater käste 50 Jahre lang auf Alpen, davon 16 Jahre auf dem Jaunpass“, erinnert sich Roland. Nur während der Lehre als Forstwart sei er drei Jahre nicht z‘ Alp gewesen. 1992 pachtete er die Alp Heubühlen. Die Hütte hatte damals noch einem Naturboden und der Rauch zog durch das Dach ab. Das Käsen lernte er sechs Wochen lang beim Grossvater und nochmals zwei Tage an einem Kurs. Anfang des Jahres 1993 wurde die Alphütte umgebaut. Der Boden wurde betoniert, Platten verlegt, ein Kamin gemauert und Solarstrom eingerichtet.

Das Korn wird gebadet

Unterdessen hat die Korngrösse das richtige Mass erreicht. „Je kleiner der Käse, umso grösser das Korn und umgekehrt“, erklärt der erfahrene Alpkäser. Jetzt sei es Zeit, das Korn zu baden. Mit einem grossen Schöpfer entnimmt der konzentriert arbeitende Käser ein Drittel der Molke, das sind 90 Liter, aus dem Käsekessi. Die Molke wird ersetzt mit 70 Liter 55 Grad heissem Wasser aus dem Waschherd von draussen auf der Terrasse. Dadurch erhöht sich die Temperatur im Käsekessi auf 37,5 Grad. Nach einem 5-Minuten-Rühren ist es so weit, die Käsekörner haben sich gefestigt. Zur Prüfung nimmt Roland Brunner eine Handvoll aus der Masse, presst die weissen Käsekörner zu einer Kugel und lässt sie auf den Chromstahl-Arbeitstisch fallen. Wie ein Gummiball springt sie auf. So muss es sein.

Mit Chili, Bärlauch, Pfeffer, Bockshornklee

Ruhig und Hand in Hand arbeiten Roland und seine Frau Bernadette. Roland zieht ein Tuch unter die Käsemasse, zieht die Käsemasse aus dem Kessi und füllt sie in eine Chromstallpfanne. Bernadette füllt damit zwei Dutzend Käseformen aus Kunststoff. Je ein Drittel der Mutschli wird mit Zugabe von eingelegtem Bärlauch, ein Drittel mit Pfeffer und der Rest als Natur-Mutschli produziert. Später werden die Mutschli gewendet und dann für ein paar Stunden in ein Salzbad gelegt. „Ich tüftle an neuen Zugaben“, erzählt Bernadette Brunner. Sie hat schon Mutschli mit Ananas, Wasabi und Baumnüssen produziert, was sich nicht bewährte. Bewährt haben sich die Zugaben von Bockshornklee und Chili, diese Geschmäcker sind bei den Käufern gefragt. Die seit dem Alpaufzug vom 21. Mai produzierten Mutschli lagern im Käsespeicher, der 100 Meter entfernt steht. Auf der Alp wird nichts verschwendet. Die Molke aus dem Käsekessi wird von den acht Schweinen auf der Alp gefressen.

Die Hälfte des Käses wird auf der Alp verkauft

In den ersten Wochen der Alpzeit werden in Brunners Alpkäserei ausschliesslich Mutschli produziert, die nach vier Wochen genussreif sind, später wird auf die Sorte Berner Alpkäse AOP umgestellt. Zusätzlich wird Alp-Raclettekäse hergestellt für das 1. August-Raclettefest auf Heubühlen. Die Mutschli werden in zehn Sorten und der Raclette in vier Sorten produziert. „Die Hälfte davon verkaufen wir direkt an Besucher unserer Alp-Wirtschaft“, erklärt die Älplerin. Brunners beliefern zudem die Dorfbäckerei Habkern. Der Berner Alpkäse AOP sei als Marke wichtig, um das Handwerk des Käsens zu erhalten, betont Bernadette Brunner. „Das Chäsmäritfest Ende September in Habkern und die verschiedenen Märkte sind wichtig für unseren Käseverkauf“, weiss sie.

Was ist Berner Alpkäse AOP?

Rund 500 Alpbetriebe im Berner Oberland stellen während der Sömmerung den Berner Alpkäse AOP (Geschützte Ursprungsbezeichnung) her. Die Milch wird im «Chupferchessi» verkäst, und nur Lab und betriebseigene Kulturen werden zugesetzt. Nach dem Pressen wird der Käse einen Tag lang im Salzbad konserviert. Danach werden die Laibe regelmässig mit Salz und Wasser eingerieben (geschmiert) und während mindestens 4½ Monaten gelagert. Alpkäse mit dem Prädikat «surchoix» reift mindestens 18 Monate in einem Käsespeicher beziehungsweise Naturkeller mit Naturklima oder in einem klimatisierten Käsekeller. Danach wird er Berner Hobelkäse AOP genannt.

Viel Handarbeit und gesunde Tiere

Brunners Kühe fressen Gras und duftende Alpkräuter. Rundum duftet der Thymian und leuchten die alpinen Glockenblumen. Vom schmackhaften Futter leben die Kühe gesund und lange. So ist Brunners „Gunda“ 14-jährig und bei bester Gesundheit. Sie produzierte die unfassbare Menge von 100’000 Kilo Milch. Auch die Spitzen-Kühe „Goldi“ und „Habki“ gewannen Preise an der Viehschau. Brunners Kühe leben von Oktober bis Mai im Dorf Habkern und jeden Frühling geht es wieder auf die Alp. Es ist ein Rhythmus, der den Kühen guttut, aber Brunners viel Arbeit beschert. „Wir möchten kein anderes Leben“, betont das Älplerpaar. Bernadette arbeitet zudem Teilzeit als Köchin im Kursaal Interlaken, Roland nebenbei als Forstwart, Klauenpfleger und im Winter als regionaler Nachwuchstrainer von elf regionalen Skiclubs für 12 bis 16-Jährige. Beim Heuen im Talbetrieb und beim Alpaufzug und -abzug können sie auf die Mithilfe ihrer Töchter Belinda und Janette sowie Verwandte und Bekannte zählen.

Tipps und Tricks

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Weg von Habkern nach Kemmeribodenbad

Vom Dorf Habkern nach Kemmeribodenbad führt ein viel begangener Wanderweg auch an der Alp Heubühlen vorbei. Eine Rast empfiehlt sich auf der Terrasse der Alpwirtschaft. Hier kann man die Aussicht bei einem Sennen-Frühstück oder einem Zvieriplättli mit verschiedenen Käsesorten geniessen oder sogar die echten Kemmeriboden Merängge essen. Fünf Stunden dauert die aussichtsreiche Wanderung über rund 14 Kilometer nach Kemmeribodenbad.